austropack Ausgabe 01 | 2021

33 1|2021 sprich hatten negative Auswirkungen in Zelltests,“ erläutert die Ökotoxikologin. In der Studie wurde einerseits deutlich, dass die untersuchten Endprodukte eine breitere Palette an Substanzen enthielten und eine höhere Toxizität aufwiesen als die Rohmaterialien, aus denen sie hergestellt werden. Der Grund: Beim Prozes- sieren vom Rohmaterial zum Endprodukt werden neue Subs- tanzen hinzugegeben oder gebildet. Andererseits zeigte jedes biobasierte und bioabbaubare Produkt eine „individuelle“ chemische Zusammensetzung. „Das macht es nahezu un- möglich, allgemeingültige Aussagen zur Sicherheit bestimm- ter Materialien zu treffen,“ erklärt Co-Autor Martin Wagner von der Universität Trondheim. „Eine lebensmittelechte Tüte aus Bio-Polyethylen kann toxische Substanzen enthalten, ein Weinkorken aus dem gleichen Material muss das nicht zwangsläufig und umgekehrt.“ Forderung nach Kennzeichnung und weiteren Tests Carolin Völker, Leiterin der Forschungsgruppe PlastX, kritisiert, dass für Verbraucher nicht nachvollziehbar ist, ob sie mit be- denklichem Kunststoff in Berührung kommen – egal ob bio oder konventionell. „Gerade, weil es einen Trend zu Biomaterialien gibt, gilt es jetzt, die chemische Sicherheit von herkömmlichen Kunststoffen ebenso wie von biobasierten und bioabbaubaren Alternativen auf die politische Agenda zu setzen“, sagt Völker. Da bisher nicht bekannt sei, welche Auswirkungen der Chemi- kalienmix in den Kunststoffen konkret auf Mensch und Natur hat, seien zudem weitere Studien im Zuge der Risikoforschung zu Plastik und seinen Alternativen dringend notwendig. Zell- tests gäben erste Hinweise, reichten aber allein noch nicht aus, um die Gesundheits- und Umweltauswirkungen umfas- send zu bestimmen. Gewichtige Gegenstimmen „Die Behauptung, dass Erzeugnisse aus biobasiertem Kunst- stoff schädliche Chemikalien aufweisen, ist aufgrund der zahl- reichen, vorgeschriebenen Tests nicht haltbar”, kritisiert Hasso von Pogrell, Geschäftsführer von European Bioplastics (EUBP) bezugnehmend auf die oben erwähnte Studie. Produkte aus biobasiertem Kunststoff müssen vor ihrer Markt- zulassung in der Europäischen Union (EU) dieselben Testver- fahren wie herkömmliche Kunststoffprodukte durchlaufen. Ein © pixabay.com

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