austropack Ausgabe 01 | 2021

32 1|2021 Nicht alles Gold , das glänzt ? Biomaterialien, sogenannter Biokunststoff, galt als ein Weg, um dem „Plastik-Problem“ Herr zu werden. Doch nun hat eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt diese Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen als doch nicht so unbedenklich eingestuft – vor allem im Kontakt mit Lebensmitteln. Gegenstimmen kamen promt von European Bioplastics. austropack hat die Thematik aufgegriffen und heimische Hersteller, Forscher und Lieferanten dazu befragt. Doch nun einmal zu den Hintergründen … W as es nicht schon alles aus Bio- materialien gibt: Müllsäcke, Kaffeekapseln, Ein-Weg-Geschirr, Flaschen, Joghurtbecher … für viele Bereiche scheint sogenann- tes Bioplastik die Alternative zu erdölbasierten Kunststoffen zu sein. Was genau Biokunststoffe sind, woraus sie bestehen und wie sie hergestellt werden, erfahren Sie auf den Seiten 14 und 15, in der aktuellen Kolumne der FH Campus Wien. Soweit, so gut. Doch im September letzten Jahres rückte eine Studie diese Materialien in ein weniger gutes Licht. Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt gingen ge- meinsam mit der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universi- tät Norwegen im Rahmen der Forschungsgruppe PlastX in einer Laborstudie der Frage nach: Sind diese Biomaterialien, die als nachhaltige Alternative zu konventionellem Plastik vermarktet werden, hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung weni- ger bedenklich als herkömmlicher Kunststoff, der wegen schäd- licher Substanzen wie Bisphenol A immer wieder in Kritik gerät? Überraschende Ergebnisse In der Studie wurden Biokunststoffe und pflanzenbasierte Mate- rialien auf ihre chemische Zusammensetzung und Toxizität hin untersucht und mit herkömmlichen Kunststoffen verglichen. Die einzelnen Substanzen wurden aus den Produkten heraus- gelöst und in Zelltests eingesetzt. „Die Ergebnisse zeigen, dass die biobasierten beziehungsweise bioabbaubaren Materialien keinesfalls weniger bedenklich sind. Drei Viertel aller untersuch- ten Produkte enthielten schädliche Chemikalien,“ erklärt Lisa Zimmermann, Ökotoxikologin und Erstautorin der veröffentlich- ten Studie. „Schädlich heißt in diesem Fall, dass Substanzen toxisch auf Zellen wirken oder hormonähnliche Effekte hervor- rufen. Zum gleichen Ergebnis kamen wir bei herkömmlichen Kunststoffen; auch hier enthielten drei von vier getesteten Pro- dukten in diesem Sinne schädliche Chemikalien.“ Weiter heißt es in der veröffentlichten Meldung der Goethe-Uni- versität zur besagten Studie: Unter den 43 untersuchten bioba- sierten und bioabbaubaren Produkten waren Einweggeschirr, Schokoladenverpackungen, Trinkflaschen, Weinkorken und Zigarettenfilter. Die Untersuchung der Chemikalienmischun- gen mittels chemischer Analytik zeigte, dass sich in 80 Pro- zent der Produkte mehr als 1.000 Substanzen befanden, in einzelnen Produkten sogar bis zu 20.000. „Die pflanzenba- sierten Produkte aus Cellulose oder Stärke enthielten dabei die meisten Chemikalien. Auch waren diese am toxischsten, ���������������������������������������������������������������������������������������������������  Recycl ing|Qual i tät

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