Mit Automatisierung gegen Arbeits- und Flächenmangel in der Logistik

Viele Unternehmen suchen aktuell nach Einsparpotenzialen, weil hohe Lagerkosten eine finanzielle Belastung für sie darstellen. Automatisierung mit Cube-Storage-Systemen kann dabei helfen, das Maximum aus vorhandenen Flächen herauszuholen und den Durchsatz zu erhöhen. Parth Joshi, Chief Product Officer bei AutoStore stellt das vollautomatische Cube-Storage-System als Ansatz zur Effizienzsteigerung im Lager vor.
Laut einer Studie des Immobiliendienstleisters CBRE gibt es in Österreich eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bei Logistikimmobilien, was zu steigenden Preisen im zweistelligen Prozentbereich während der Jahre 2022 und 2023 geführt habe. Außerdem sei die Leerstandsquote mit 0,3 Prozent äußerst gering und es würden sogar Flächen teuer vermietet, die gar nicht mehr den heutigen Standards entsprechen. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass es Firmen im Land schwerfällt, auf steigendes Transportvolumen mit der Anmietung zusätzlicher Flächen zu reagieren.
Stattdessen müssen sie andere Wege finden und mit der vorhandenen Fläche mehr Durchsatz ermöglichen. Automatisierte Cube-Storage-Systeme sind ein idealer Ansatz, da sie weniger Freiflächen benötigen und den vorhandenen Lagerraum in allen drei Dimensionen optimal ausnutzen können. Zudem wirkt die weitgehende Automatisierung einem anderen Problem, dem Fachkräftemangel, entgegen.
Der Ansatz von Cube Storage
Es gibt bereits verschiedene Ansätze für die Lagerautomatisierung. Fahrerlose Transportsysteme (FTS) gelten dabei als besonders flexible Lösung. Sie können Waren auf Europaletten aber auch individuelle Gegenstände transportieren. Einen Nachteil teilen sie allerdings mit manuellen Transportmethoden: Es werden viele Freiflächen für das Manövrieren der Fahrzeuge benötigt, die dementsprechend nicht für die Lagerhaltung zur Verfügung stehen und somit unproduktiv sind.
Cube Storage setzt dagegen auf über einander gestapelte standardisierte Behälter, auf die von oben zugegriffen wird. Durch die Behälter unterliegt die zu lagernde Ware zwar einer Größeneinschränkung, allerdings lassen sich die Behälter dafür so dicht packen wie in keinem anderen Lagersystem. Im E-Commerce können Standardprodukte wie Kleidung, Bücher, Heimtextilien, Kosmetikartikel, aber auch haltbare Lebensmittel normalerweise ohne Probleme in den Behältern, den sogenannten Bins, gelagert werden. Das System eignet sich aber auch für Kleinteile in der Industrie. Die Bins sind beispielsweise in den Größen 49, 75 und 98 Liter verfügbar und fassen jeweils maximal 30 Kilogramm. Flexible Einschübe erlauben die weitere Unterteilung der Behälter, um auch Kleinteile sicher zu verstauen.
Die einzelnen Bins werden auf dem Boden innerhalb einer Gitterstruktur aus Aluprofilen gelagert, dem sogenannten Grid. Diese Konstruktion besteht aus einem Set von standardisierten Teilen und kann beim Aufbau an verschiedene Raumgeometrien angepasst werden. Cube Storage kann also auch auf dreieckigen, L-förmigen oder sonstigen Flächen genutzt werden. Bauliche Strukturen wie Stützpfeiler in Hallen stellen ebenfalls kein Problem dar, denn die Konstruktion kann einfach darum herum gebaut werden. Zudem ist die Installation des Systems sogar über mehrere Ebenen möglich.
Die Bins im Grid werden von Robotern bewegt, die sich oberhalb des Grids auf Schienen bewegen. So können sie präzise und schnell auf die Behälter zugreifen. Häufig benötigte Behälter werden dabei oben im Grid platziert, um unnötiges Umstapeln zu vermeiden.
Ports sind Schnittstellen zwischen dem Grid und menschlichen Mitarbeitern, an denen Waren entnommen oder eingelegt werden können. Dabei gibt es verschiedene Port-Varianten für unterschiedliche Zwecke und es können mehrere Ports pro Grid installiert werden.
Ein zentraler Controller steuert das Cube-Storage-System, überwacht die Bewegungen der Roboter und erfasst die Lagerbestände sowie Ein- und Ausgänge. Verschiedene Programmierschnittstellen ermöglichen die Integration mit unterschiedlichen Software-Lösungen wie Lagerverwaltungs- und/oder ERP-Systemen.
Dank der Effizienz des Systems können bei einer Leistung von bis zu 10.000 Behältern pro Stunde selbst komplexe Aufträge in nur 3,5 Minuten bearbeitet werden.
Bessere Arbeitsbedingungen durch Automatisierung
Attraktive und komfortable Arbeitsbedingungen sind für moderne Lager ebenso wichtig wie effiziente Abläufe. Räumlichkeiten, in denen Menschen dauerhaft arbeiten – beispielsweise in Versandlagern – müssen belüftet, im Winter geheizt und im Sommer klimatisiert werden. In Zeiten hoher Energiepreise und eines wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstseins sollte dieser Faktor nicht vernachlässigt werden.
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels spielt nicht nur die Effizienz, sondern auch die Attraktivität des Arbeitsplatzes eine zentrale Rolle. Laut einer Umfrage im Auftrag der Wirtschaftskammer klagen zum Beispiel fast Dreiviertel (73,9 Prozent) der Unternehmen aus dem Bereich Transport und Verkehr über Arbeits- und Fachkräftemangel. Der Einsatz von Automatisierungstechnologien kann die Arbeit im Lager attraktiver gestalten. Er reduziert körperlich belastende Arbeit verbessert die Sicherheit am Arbeitsplatz. Roboter übernehmen die schwersten Aufgaben, während optimierte Arbeitsstationen die Ergonomie fördern und die Abläufe so gestaltet sind, dass Mitarbeiter sich auf Aufgaben konzentrieren können, die echte Aufmerksamkeit und Kompetenz erfordern.
Potenzielle Einsparungen durch Automatisierung im Lager
Neue Lagersysteme und Automatisierungslösungen kommen natürlich nicht ohne Investitionen aus. Um zu beurteilen, ob sich diese lohnen, müssen Unternehmen die möglichen Einsparungen abschätzen können. Um dieser Frage nachzugehen, untersuchte das Analystenhaus Forrester fünf Unternehmen, die Cube Storage installiert haben. Die Ergebnisse wurden aggregiert und einem hypothetischen E-Commerce-Unternehmen im Bereich Mode und Accessoires mit einem Jahresumsatz von 217 Millionen US-Dollar und insgesamt 1,1 Millionen Bestellungen pro Jahr zugeordnet.
Vor der Implementierung von Cube Storage verwendeten die untersuchten Unternehmen ein herkömmliches Lager-Layout mit Regalen und setzten auf manuelles Picking. Die Studie quantifiziert die Einsparungen, die das hypothetische Unternehmen über einen Zeitraum von drei Jahren erzielen konnte. Die größte Einsparung ergab sich durch die Reduzierung der Lagerfläche. Durch die hohe Dichte des Cube Storage konnte diese um 75 Prozent verringert werden, was zu Einsparungen von sechs Millionen US-Dollar über den Dreijahreszeitraum führte.
Darüber hinaus wurden Arbeitskosten von 2,7 Millionen US-Dollar eingespart und die Genauigkeit beim Picking verbesserte sich signifikant. Das vollautomatische System reduzierte Fehler beim Artikel-Picking um 99 Prozent, was zu einer Einsparung von 2,5 Millionen US-Dollar führte. Ein weiterer Vorteil des Systems ist, dass die Bins nicht manuell zugänglich sind und jeder Zugriff nachverfolgt wird, was Diebstähle aus dem Lager erheblich erschwert. Dadurch verringern sich auch die durch Diebstahl verursachten Abschreibungen.
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