Interview mit Michael Auer
Eigentlich kommt Michael Auer aus der Militärluftfahrt … Eigentlich sollte er die Leitung des Österreichischen Instituts für Verpackungswesen erst im Laufe dieses Jahres übernehmen … Eigentlich wollte er davor in einem langen Urlaub noch einmal abschalten … Eigentlich kommt es immer anders als man denkt … trotzdem oder gerade deswegen bewältigt Michael Auer seine neue Aufgabe mit viel Fleiß und Leidenschaft.
Herr Auer, wie sind Sie nun schon rund ein Jahr früher als geplant Leiter des Österreichischen Instituts für Verpackungswesen geworden?
Ich war zwei Monate auf Urlaub in Südamerika – diesen Urlaub habe ich schon seit 20 Jahren geplant – 2016 habe ich ihn mit Thomas Rieder dann konkretisiert. Es sollte sich alles schön ausgehen, in diesem Jahr hätte ein Stellvertreter für mich anfangen sollen, der dann schon eingearbeitet ist, wenn Herr Rieder 2018 in Pension geht und ich die Leitung übernehme. Als ich dann im März aus dem Urlaub zurückgekommen bin, hat mir Direktor Rieder eröffnet, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen früher zurückziehen wird. Seit 7. 7. 2017 bin ich nun Leiter des ÖIV.
Herrn Rieder geht es aber gut?
Ja, Herrn Rieder geht es gut.
Wie groß sind die Fußstapfen, in die Sie treten?
Groß, keine Frage! Womit ich zurzeit am meisten kämpfe, ist der Zeitaufwand. Im Prinzip mache ich gerade zwei Jobs, weil es noch keinen Nachfolger für mich gibt. Wir sind aktuell nur zu dritt statt zu viert, an der Arbeit hat sich aber nichts geändert. Aber es entwickelt sich in die richtige Richtung.
Haben Sie sich schon eingearbeitet?
Ja, ich wusste ja, was auf mich zukommt. Ich habe die Aufgabe bereits in den Jahren 2013 und 2014 übernommen, als es Herrn Direktor Rieder gesundheitlich nicht gut ging. Das Aufgabengebiet war also keine große Überraschung.
Gehen wir noch einmal ein paar Schritte zurück: Wie sind Sie eigentlich ans Verpackungsinstitut gekommen?
Ich bin Quereinsteiger, komme aus der Militärluftfahrt. Ich habe Flugzeugtechnik gelernt beim Österreichischen Bundesheer, ich war von 1984 bis 1991 in Zeltweg im Fliegerhorst stationiert.
Zur Verpackung ist das aber ein ganz schöner Sprung!
Ja, das hat sich zufällig ergeben. Mit etwa 20 Jahren hatten ein Freund und ich unsere Ausbildung fertig und hätten sicher bis zu unserer Pension beim Bundesheer bleiben können. Das war uns aber zu fad und so haben wir gemeinsam in der Abendschule die HTL für Elektrotechnik absolviert. Für die Maturavorbereitung wollten wir uns ein halbes Jahr vom Dienst freistellen lassen. Das ging aber nicht, anscheinend waren wir zu wichtig, dass wir sechs Monate fehlten – na gut, haben wir gesagt, dann haben wir gleich ganz gekündigt. Das war das Ende meiner Karriere in der Militärluftfahrt.
Ich habe die Schule fertig gemacht und mich nach einem Job umgesehen. Ich wollte nach Wien, Hintergedanke war ein fortführendes Studium. So bin ich über das Inserat des ÖIV gestolpert, das einen technisch-wissenschaftlichen Mitarbeiter suchte. Technik ist meins, noch dazu war das Institut damals an der WU – mit dem Studiengedanken – war das doch perfekt. Also habe ich mich beworben – und den Job bekanntlich auch bekommen. Am 2. September 1991 habe ich dann meine Laufbahn am Institut begonnen. So hat es mich also nach Wien verschlagen, ich bin gebürtiger Niederösterreicher, aus Schottwien am Semmering.
Hatten Sie davor mit Verpackungen zu tun?
Nein, nur aus Konsumentensicht und ich muss gestehen, auch da hat es mich nicht sonderlich berührt. Aber dann ging es los mit dem Einarbeiten in die Verpackung – eine höhere Ausbildung gab es ja bis vor Kurzem nicht. Viele in der Branche sind Autodidakten und haben sich ihr Wissen selbst angeeignet. Was steckt alles dahinter? Es ist unglaublich vielschichtig und kompliziert! Trotzdem wird auch heute noch oft nach einem Kochrezept gefragt, wie man richtig verpackt.
Aber das gibt es nicht. Das fängt ja schon allein mit der Vielfalt der Produkte an, die verpackt werden müssen. Das macht es so spannend und herausfordernd. Besonders beim Thema Gefahrgutverpackung gibt es immer wieder Änderungen und neue Vorschriften, das macht es interessant. Mit einer 08/15-Tätigkeit, bei der ich jeden Tag das Gleiche machen würde, wäre ich nicht glücklich. Ich löse lieber Probleme und mache mir Gedanken. Und auch der Staatspreis ist eine spannende Sache – der steht ja heuer wieder auf dem Plan.
Sie erwähnte die höhere Ausbildung, ist das Institut im Studiengang Verpackungstechnologie aktiv?
Ende letzten Jahres hatten wir Studenten hier, die hier Laborübung gemacht haben, Verpackungsprüfungen: Fallversuche, Steifigkeit, Innendruck, Berstfestigkeit – sie haben alle Prüfungen selbst vorbereitet und durchgeführt. Im Frühjahr kommt der nächste Jahrgang. Wir haben auch einen Studenten, der bei uns seine Bachelorarbeit macht.
Wird sich unter Ihrer Leitung etwas ändern am ÖIV?
Kurzfristig nicht, dafür haben wir im Moment keine Ressourcen. Bis zum Sommer werden wir uns Zeit nehmen und zu dritt schauen, wie es läuft, wie es sich entwickelt und wie wir weitermachen. Wir kommen sicher nicht zu dritt aus, wenn die Aufgaben so bleiben. Der momentane Arbeitsaufwand ist gewaltig, das ist kurzfristig kein Thema aber auf die Dauer nicht gesund.
Langfristig ist es unser Ziel, das ÖIV als den Vertreter, die (material-)unabhängige, objektive Ansprechstelle in Verpackungsfragen weiter zu stärken. Schön wäre auch, den Staatspreis wieder in ein jährliches Intervall zu bekommen. Aber wir werden sehen, was die neue Regierung bringt, gerade der Verpackungsbereich hängt stark vom Wirtschafts- und Umweltministerium ab.
Im Moment interessiert das Thema Verpackung politisch nicht sehr, aber warten wir einmal ab, wie die Ministerien besetzt werden.
Noch vor zwei Jahren haben wir auch regelmäßig Verpackungsstudien zur Überprüfung und Einhaltung der Verpackungsverordnung durchgeführt. Solange die ARA das Monopol hatte, hatten sie die Auflage, eine solche Studie alle drei Jahre durchzuführen, marktwirtschaftlich zu untersuchen, welche Verpackungen am Markt kommen oder wie die indirekten Warenströme durch den Außenhandel aussehen. Es wäre schön, wenn wir wieder solche Studien durchführen könnten, schließlich haben wir die Erfahrung.
Auch der Verpackungstag im Rahmen der Staatspreisverleihung hat tollen Anklang gefunden und ist für dieses Jahr wieder angedacht.
Wie sieht Ihr Ausgleich zum Arbeitsalltag aus? Sie erwähnten einen langen Urlaub …?
Früher hatte ich privat den Pilotenschein und bin viel geflogen. Irgendwann fehlte mir dann dafür die Zeit. Und meinen fliegerischen Traum hatte ich mir erfüllt: Ich bin mit einem Freund zum Nordkap geflogen, die norwegische Küste rauf, über Finnland und Schweden wieder runter. Das war ein tolles Erlebnis. Ich bin nach wie vor gerne in Skandinavien, letztes Jahr war ich eine Woche dort wandern.
Letzten Februar und März war ich zwei Monate in Südamerika unterwegs mit Zelt und Rucksack. Ich hatte nur den Flug hin, danach zwei Nächte im Hotel und den Heimflug von Buenos Aires aus gebucht, sonst war nichts geplant.
Ich war in der Natur unterwegs, habe im Zelt übernachtet und es genossen, mal eine andere Art Urlaub zu machen, nichts geplant zu haben, einfach dorthin zu fahren, wo es mir gerade gefiel. Die Weite ist unglaublich, die kürzeste Busfahrt von einem Ort zum anderen dauerte drei Stunden, im Schnitt fährt man zwischen größeren Ortschaften acht bis zehn Stunden. Die Landschaft wunderschön, die Leute unglaublich nett und hilfsbereit. Nach einem sehr aufreibenden Jahr 2016 wollte ich in diesen zwei Monaten einfach mal abschalten. Der Urlaub war schon lange geplant und ich habe gelernt, dass man Dinge nicht ewig aufschieben sollte, wenn es machbar ist, sollte man sie einfach tun. Es war eine wertvolle Auszeit – obwohl ich bereits während meine Reise erfuhr, dass sich Thomas Rieder nach meiner Rückkehr in den Ruhestand verabschieden wollte.
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