...und wie Verpackungsspezialisten sie ausschalten können
Es gibt viele Stellschrauben, an denen Verpackungsunternehmen drehen können, um Kosten zu sparen. Meistens haben die Verantwortlichen nicht alle Bereiche gleichzeitig im Blick. Es lohnt sich, Aspekte von Logistik über IT bis zum Personal genauer anzuschauen.
TEXT: LEILA HAIDAR
Personal
„Unqualifiziertes Personal führt zu schlechter Stimmung und damit zu schlechter Qualität“, bringt es Unternehmensberater Manuel Marburger auf den Punkt. Der Geschäftsführer von muve sieht in vielen produzierenden Unternehmen das gleiche Problem: mangelnde Kommunikation. Oft seien es die kleinen Dinge, die Mitarbeiter unzufrieden machen und dafür sorgen, dass sie unmotiviert und damit schlecht arbeiten. „Einmal kam ich zu einem Unternehmen, das Metalldosen und -tuben fertigt. Dort hatte man mit hohen Ausschusszahlen zu kämpfen. Ich trommelte die Mannschaft zusammen und bot an, dass sie mir erzählen, was sie so unzufrieden macht. Nach 15-minütigem Schweigen kam heraus, dass die Männer unzufrieden sind, weil es keinen anständigen Kaffee gibt“, berichtet Marburger. Das hätte der Chef schon vor Wochen in einem Gespräch herausbekommen können und sich hohe Kosten für mangelnde Qualität erspart.
„Natürlich sind es nicht immer solche Details, die einem Produzierenden die Kosten in die Höhe treiben“, weiß der Berater. Ungenügende Qualifikation, hohe Personalfluktuation und nicht zuletzt der Fachkräftemangel treiben insbesondere Mittelständler um, die keine Spitzengehälter zahlen können. „Hier gilt es, Menschen kontinuierlich weiterzuentwickeln, sie wertschätzend zu behandeln und immer wieder zuzuhören, wo die Probleme der Einzelnen sind.“
Lange Stillstandzeiten
Stichwort geplante Wartungen. Durch regelmäßige vorbeugende Wartungen nach Wartungsplänen, stehen Verpackungsmaschinen seltener still. Und noch seltener in Momenten, in denen sie dringend gebraucht werden. Geplante Wartungen können terminlich außerhalb der Produktionszeit, beziehungsweise der Regelarbeitszeit gelegt werden. Wer seinen Maschinenpark planmäßig wartet, spart zusätzlich Personal, das im Fall eines „Troubleshootings“ teuer werden kann. „Außerdem“, so ergänzt Geschäftsführer des gleichnamigen Industrieservice-Betriebs Friedrich Riempp, „kann die Lebenszeit der eingesetzten Technik verlängert werden“. Das spart den zusätzlichen Einsatz von Rohstoffen und verhindert vorzeitige Investitionen in neue Bearbeitungszentren, Pressen oder Förderbänder.
Hohe Energiekosten
Betrachtet man Energie- und Maschineneffizienz, liegt in den meisten Unternehmen noch genügend Potenzial, günstiger zu produzieren. „Durch die zur Zeit recht niedrigen Einkaufspreise für Energie, werden Strom und Wärme oftmals nicht mit hoher Priorität behandelt“, beobachtet Riempp. Obwohl die Preise mittelfristig ansteigen werden. Neben sinkenden Verbräuchen müsse die CO2-Reduktion ein vorrangiges Ziel aller sein. Sparen können Produzierende vor allem bei Druckluft, Beleuchtung, Klimaanlagen sowie Motoren in Maschinen und Heizungspumpen.
Experte für alternative Energien, Björn Lamprecht, stellt ebenfalls fest, dass sich noch zu wenige Firmen mit Photovoltaik, Blockheizkraftwerken und Windstrom befassen. „Oft liegt die Lösung in einem Gesamt-Energiekonzept“, sagt der Geschäftsführer von Goldbeck Solar. Eine PV-Anlage könne sich bereits nach sieben Jahren amortisieren und bis zu zwölf Prozent Rendite abwerfen. Voraussetzung dafür ist, dass das Unternehmen einen großen Anteil des erzeugten Sonnenstroms selbst verbrauchen kann.
Schwache IT
IT ist Mittel zum Zweck. „Sie hat dienenden Charakter und kann Garant für Effizienz in der Produktion sein“, sagt IT-Experte Johannes Woithon, Geschäftsführer des Softwarehauses Orgavision. Wesentliche „Zutaten“ dazu seien beispielsweise Verfügbarkeit der Systeme und Verfügbarmachung relevanter Informationen (beispielsweise in Echtzeit und personalisiert). Wenn Daten nutzbar sind, beispielsweise auch über mobile Endgeräte, können Prozesse effizienter gesteuert und bewertet werden. Außerdem könne IT auch Treiber von wichtigen Themen sein „oder natürlich auch entsprechende Entwicklungen verschlafen“, ergänzt Woithon. Wer seine Hard- und Software richtig nutzt, der kann mit ihr einen Beitrag für die Entwicklung neuer Verfahrensabläufe in der Produktion bis hin zu Geschäftsmodellen schaffen. Woithon: „Zum Beispiel im Internet der Dinge mit all den weitreichenden Möglichkeiten, die sich daraus ergeben.“
Lagerhaltung und Logistik
Glaubt man Studien, so ist das Picking für mehr als die Hälfte der Lagerkosten verantwortlich. Im Klartext: Mitarbeiter suchen zu lange, um die benötigten Teile zu finden und treiben mit ihrer Arbeitszeit die Kosten in die Höhe. Die internen Transportwege fallen dabei besonders ins Gewicht.
Produzierende sollten bei der Lagereinteilung darauf achten, dass häufig abgerufene Teile näher an der Kommissionierstation gelagert werden. Was nicht so oft gebraucht wird, steht weiter hinten im Lager. Auch ist es wichtig, das richtige Lagersystem für die jeweiligen Komponenten zu nutzen. Das spart letztlich im Prozess die wertvolle Suchzeit.
Bei den Energiekosten ist oft ein Gesamtsystem etwa aus Solar, Blockheizkraftwerk und anderen Maßnahmen die einsparendste Lösung, weiß Björn Lamprecht.
Gute IT sollte Mitarbeiter von Routineaufgaben entlasten, weiß Software-Spezialist Johannes Woithon.
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