Lebensmittel nachhaltig schützen


Wie optimierte Verpackungen Müll reduzieren können

Lebensmittel nachhaltig | austropack © OFI
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Auf Verpackungen zu verzichten, bedeutet nicht automatisch weniger Müll zu produzieren. Werden Lebensmittel nicht ausreichend geschützt, wird ein frühzeitiger Verderb begünstigt. Dann landen Eier, Gemüse und Co im Mistkübel, statt auf dem Teller. Wie nachhaltig Verpackungslösungen sein könn(t)en und wo es noch Optimierungspotenzial gibt, erforscht aktuell das vom FFG geförderte Branchenprojekt „STOP Waste – SAVE Food“.

Text: Michael Krainz

Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, wird es eine Reihe an Maßnahmen geben müssen. Auf unterschiedlichen Ebenen wird ein Umdenken notwendig sein. Ein Bereich, der seit Längerem diskutiert wird, ist jener der Lebensmittelverpackung. Kritisiert wird, wie viel Verpackungsmaterial man bei jedem Einkauf mit nachhause nimmt, das dann nur im Müll landet. Was bei diesen Darstellungen oft ausgelassen wird, ist die Funktion, die die Verpackung hat, bevor man sie entsorgt. Sie schützt das Produkt, sorgt dafür, dass es heil beim Konsumenten ankommt und bei richtiger Lagerung über einen längeren Zeitraum genießbar bleibt. Sowohl beim Transport, als auch bei der Lagerung verhindert die Verpackung Beschädigungen des Füllgutes, und wirkt so frühzeitigem Verderb entgegen. Liegt die Ware dann im Supermarkt, spielt der Druck- und Berührungsschutz eine große Rolle. Gerade im Lebensmittelbereich sind für viele Anwendungsfälle Verpackungen nicht wegzudenken, tragen sie doch dazu bei, dass Waren deutlich länger genießbar bleiben beziehungsweise die Qualität möglichst lange erhalten bleibt – wodurch weniger (Lebensmittel-)Müll entsteht. Statt Verpackungen, Lebensmittel zu entsorgen, ist nämlich nicht die Alternative, die wir uns wünschen. Dennoch sollte das Ziel sein, Verpackungen nur dort einzusetzen wo sie wirklich einen Mehrwert und eine Notwendigkeit darstellen und hinsichtlich Materialauswahl und Materialeinsatz optimiert sind.

CO2-Bilanz beeinflussen

Wie alle Produkte hinterlassen auch Lebensmittel einen CO2-Fußabdruck. Der Carbon Footprint gibt die Menge an CO2-Emissionen an, die ein Produkt entlang seines Lebenszyklus – von der Herstellung und dem Transport der Rohstoffe und Vorprodukte, über Produktion und Distribution, bis hin zu Nutzung und Entsorgung – verursacht. Als Konsumenten können wir Einfluss auf diesen Wert nehmen, mit unserem Einkaufsverhalten, aber auch durch unseren Umgang mit Lebensmitteln im Haushalt. Das betrifft die Lagerung und die Zubereitung der Produkte, aber vor allem deren Verbrauch: Wer eine klimafreundliche Ernährung anstrebt, muss nicht nur darauf achten, was er isst, sondern vor allem, dass er isst. Denn jedes Lebensmittel, das nicht im Magen, sondern im Müll landet, belastet das Klima unnötig. Und hier gibt es enormes Verbesserungspotenzial.
Über 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel landen jährlich im Müll oder fallen als Verluste über die Supply-Chain an. In Europa entsteht der Großteil davon nicht bei den Einzelhandelsketten, sondern bei den Konsumenten, bei uns selbst. Ein bekanntes Problem ist das Mindesthaltbarkeitsdatum, das eigentlich als Orientierungshilfe und Qualitätsmerkmal dienen soll. Vielfach wird es als „Ablaufdatum“ verstanden: Verbraucher entsorgen Lebensmittel also nicht erst dann, wenn die Ware ungenießbar oder verdorben ist, sondern bereits wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten wurde. Dabei kann das Produkt, abhängig vom Lebensmittel und den Lagerbedingungen über die gesamte Wertschöpfungskette, noch einige Tage oder sogar Wochen genießbar sein.

Lösungen optimieren

Da bereits rund 30 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen mit dem Lebensmittel in Zusammenhang stehen, muss es unser Anliegen sein, dass diese Nahrungsmittel verzehrt werden, und nicht verdorben im Müll landen. Es gilt diese kostbaren Waren also so gut wie möglich zu schützen, um ihre Qualität zu erhalten und sie möglichst lange genießen zu können. Neben einem bewussteren Umgang mit Nahrungsmitteln, können auch innovative Verpackungslösungen ihren Teil dazu beitragen Lebensmittelmüll zu reduzieren. Wie das konkret funktionieren kann, damit beschäftigt sich das von der FFG geförderte Branchenprojekt „STOP Waste – SAVE Food“, das unter der Leitung des Lebensmittel- und Kunststoff-Cluster der ecoplus, einen ganzheitlichen Ansatz wählt um Antworten auf die Frage zu finden, wie Lebensmittelabfälle über die gesamte Wertschöpfungskette effizient verringert werden können. Als wissenschaftliche Partner begleiten die denkstatt, die Universität für Bodenkultur Wien sowie das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) das Forschungsprojekt.
Als Mitglied der ACR (Austrian Cooperative Research) ist es dem OFI besonders wichtig praxisnahe Lösungen in der Zusammenarbeit mit KMU zu generieren. So werden im Rahmen des Forschungsprojekts „STOP Waste – SAVE Food“ unterschiedliche Fallbeispiele genau betrachtet: Erdbeeren, Tomaten, Eier – verschiedenste Variante diese Waren zu verpacken, werden untersucht, verglichen, ausgewertet. Am Beispiel von Obst- und Gemüseverpackungen forscht das OFI als Experte für Verpackungsoptimierung und -entwicklung an Möglichkeiten, die Haltbarkeit dieser Waren weiter zu verlängern. Hier wird ein großes Optimierungspotential gesehen, da aktuelle Verpackungslösungen vorwiegend einen Druck- und Berührungsschutz des Füllgutes bieten, allerdings nicht aktiv zu längeren Haltbarkeiten beitragen. Da eine Verpackung, sofern sie die Produktqualität optimal aufrechterhält und materialoptimiert eingesetzt wird, einen wesentlichen ökologischen Beitrag leisten kann, würde sich dies vor allem bei schnell verderblichen Produkten positiv auswirken. In diesem Kontext könnten künftig auch digitale Technologien verstärkt zum Einsatz kommen.
Die Aufmerksamkeit, die die Lebensmittelverpackung im Moment erhält, sollte genützt werden um deutlich zu machen, wie wichtig sie für den Produktschutz, die Qualitätssicherheit und damit auch für die Vermeidung von Lebensmittelmüll ist. Moderne Verpackungsmaterialien, der richtige und optimierte Einsatz selbiger, sowie verbesserte Prozesse und Abpackmethoden erhöhen den Schutz des Lebensmittels deutlich. So bleiben Produkte nicht nur länger verkaufsfähig, sondern länger genießbar, wodurch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie am Teller statt im Müll landen.

Zum Forschungsprojekt
Das Projekt „STOP Waste – SAVE Food“ wird von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert und erfolgt unter der Leitung des Lebensmittel- und Kunststoff-Cluster der ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH. 23 Industriepartner und Vereinigungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette werden von wissenschaftlicher Seite durch das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI), die denkstatt, die BOKU-LMBT und die
ABF-BOKU unterstützt.

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Michael Krainz

Michael Krainz

Michael Krainz ist Experte am OFI im Bereich Verpackung & Lebensmittel. Er untersucht die Wechselwirkungen zwischen Verpackung und Füllgut sowie die Permeation von Packstoffen.


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